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Der Dortmunder Filmtag ist unter den im Dachverband BDFA e.V. organisierten Amateurfilmern aus NRW immer noch eine der beliebtesten Filmveranstaltungen.
Zwischen den Wettbewerbssaisons des BDFA (die internationalen Weltfilmfestspiele sind vorbei, die Landesfilmfestivals stehen kurz bevor) ehrt der Filmklub Dortmund seit 1986 herausragende Filme und FilmerInnen aus NRW, die in der vergangenen Saison auf Bundesebene und/oder bei den Deutschen Filmfestspielen überdurchschnittlich abgeschnitten haben.
Im gut besetzten Werkssaal der DSW21 sahen die AutorInnen und BesucherInnen des 33. Filmtags zunächst die 20 von der Programmkommission des Filmklubs nominierten Filmbeiträge, bevor es gegen 18:00 Uhr mit der Vergabe der sieben Dortmunder Willis und drei Sonderpreise durch die fünfköpfige Jury spannend wurde.
Die Preisträger der Dortmunder Willis und Sonderpreise (v.l.):
Elke und Karl-Heinz Runtemund, Reinhilde Hunds (Darstellerin), Monika Merz, Michael Preis, Maximilian Krug und Ellen Rudnitzki (Foto: Oliver Schaper)
Die Dortmunder Filmpreise („Willis“)
Der Spielfilm „Fettes Grün“ von Maximilian Krug erhielt die Dortmunder Filmpreise in der Kategorie „Beste Bildgestaltung“, „Beste Tongestaltung“ und „Beste Montage“.
In der Laudatio von Jurorin Naemi Reimann zum Preis für die Beste Tongestaltung heißt es:
„Die trockene Realität […] beweist auch Mut zur Stille. Dann bekommen Gedanken ihren Raum durch satte Orchesterklänge, sie begleiten Zweifel, Trauer, Rückschläge, Pläne schmieden, Mut und Kraft schöpfen zur großen Tat. Als es zum zweiten Mal heißt »Ich hab‘s geschafft«, schließt sich der Kreis. Und der Film endet sphärisch zuversichtlich und auch bei der finalen Kamerafahrt hebt der Ton mit ab – nach oben!“
Der Film, der zwei Dortmunder Willis und den Sonderpreis der Karstadt GmbH für den Besten Reisefilm erhielt, ist der Dokumentarfilm „Havanna Blues“ von Filmklub-Mitglied Michael Preis.
Die Filmpreise erhielt sein Film für die Beste Textgestaltung und für die höchste Jurybewertung.
In der Begründung für die beste Jurybewertung schreibt Jurymitglied Marc Sense:
Ein „[…] Film muss mich erreichen, er muss mich packen. Das kann über tolle Bilder gehen, über Spannung, Neugier wecken, Neues erklären. Und das geht immer über Emotionen. Denn unserer Lieblingsfilme, ihre, meine, sind ja häufig unsere Lieblingsfilme, weil sie uns an irgendwas erinnern, was in uns auslösen.“ Dies treffe auf „Havanna Blues“ von Michael Preis voll und ganz zu.
Mit dem Filmpreis „Der besondere Film“ wurde von der Jury der Film „Musikanten des Lichts“ von Elke und Karl-Heinz Runtemund vom Filmklub Dortmund ausgezeichnet.
In der Begründung durch Jurymitglied Isabel Dziewiatka heißt es:
„Das Besondere an diesem Film ist [...] die Liebe, mit der hier gearbeitet wurde. Akribisch genau und nahezu perfekt sind hier alle Elemente zu einem Werk komponiert, das die Zuschauer fesselt und ihnen eine unbekannte, alte Geschichte aus einer anderen Welt auf besondere Weise präsentiert.“
Die Stadt Dortmund stiftet für jeden Filmtag den Sonderpreis für den besten Dokumentarfilm. In diesem Jahr fiel dieser Preis der Dokumentation „Referendum“ der Kölner Filmerin Ellen Rudnitzki zu, in dem sie am Wahltag des Referendums im April 2017 und an den Tagen danach mit türkischen Bürgern in der Hauptstadt Istanbul und auf dem Land spricht.
Dr. Frank Dietrich begründet die Juryentscheidung mit der Aktualität und der Nachhaltigkeit ihrer filmischen Recherche. „Und wenn dann noch dazukommt, dass in höchstem Maße geeignete Bilder gefunden werden, ein zu den Bildern passender, schnörkelloser, gut recherchierter Kommentar mit angenehmer Stimme eingesprochen wird, ist der Film neben nachdenklich machender politischer Brisanz auch ein Genuss für Auge und Ohr.“
Schließlich war auch beim 33. Dortmunder Filmtag das Publikum aufgefordert, sein Votum für den in seinen Augen besten Film abzugeben – gewonnen hat diesen Publikumswilli der einminütige Film „...oder so!“ von Wolfgang Merz - er erhielt außerdem den Sonderpreis der DSW21 für den Film mit dem höchsten Unterhaltungswert! In der Laudatio der Jury heißt es dazu:
„Die Leistung des Filmautors besteht darin, die Zuschauer mit etwas Bekanntem überrascht zu haben, das neu bzw. auf besondere Art erzählt wird.
Und wenn dann die Unterhaltung auch noch auf humorvolle Weise gelingt, ist dem Filmeschöpfer etwas doppelt gut gelungen. Auch dank der Protagonisten des Films.“
Der Ehrenfilmpreisträger
Ein besonderer Höhepunkt des Dortmunder Filmtags ist die Vergabe des Ehrenfilmpreises an eine Filmerin/einen Filmer aus NRW, die/der sich in besonderer Weise um den Amateurfilm im Landesverband BDFA NRW verdient gemacht hat.
Im Jahr 2017 fiel dieser Preis dem Autoren Martin Gubela zu, dem nun wiederum die ehrenvolle Aufgabe zukam, die Laudatio auf den diesjährigen, vom Filmklub Dortmund erkorenen Preisträger zu halten: Wolfram Schmachtenberg vom Club Kölner Filmer e.V.
Hier ein Auszug aus Martin Gubelas Laudatio:
„Du hast für den BDFA Großes geleistet und dich, so ganz nebenbei, viele, wirklich viele Jahre als Clubleiter verdient gemacht. So ganz nebenbei, will meinen, da sind noch weitaus mehr Verdienste, die du geleistet hast. Als weiteres Nebenbei wurdest und wirst du auch als konstruktiv kritischer und fairer Juror bei Landes- und Bundesfilmwettbewerben stets gern gesehen und geschätzt.“
Wolfram Schmachtenberg und Martin Gubela (Foto: Peter Hornig)
Sonderprogramm
Ein weiterer besonderer Höhepunkt war die Vorführung des wieder gefundenen Films „Moderne Großstadt Dortmund“ von 1964. Ein bislang unbekannter Marketingfilm der Stadtverwaltung Dortmund von 1964 wurde vor einiger Zeit im Historischen Konzernarchiv RWE in einer mit "Dortmund" beschrifteten Filmdose aufgefunden. Der Film war als eine Art Leistungsschau von Rat und Verwaltung der Stadt Dortmund angelegt. Der damalige Oberbürgermeister Dietrich Keuning präsentiert in Ton und Farbe moderne Schulen und Krankenhäuser, gepflegte Parkanlagen und breite, weitgehend unbefahrene Straßen. Auch stellt er die Planungen für die autofreie Dortmunder Innenstadt, die kreuzungsfreie B1 und die neuen Großwohnsiedlungen im Osten der Stadt vor.
Für den Dortmunder Filmtag hat der Ehrenvorsitzende des Filmklub Dortmund, Klaus Werner Voß, diesen Film digital restauriert, d.h. er hat u.a. die auch noch in der digitalen Version sichtbaren Klebestellen des Originals entfernt, die Farben korrigiert, verwackelte Szenen beruhigt, Tonstörungen entfernt, einen fehlenden Titel und Nachspann eingebaut.
Dieser Film lief im Sonderprogramm am Nachmittag des Filmtages und wurde mit großem Interesse besonders des Dortmunder Publikums aufgenommen.